Seit vielen Jahren unterrichte ich das Arbeitsfeld „Online Relations“ an vielen Hochschulen und privaten Bildungseinrichtungen wie an der Deutschen Akademie für Public Relations (DAPR). Dabei bereite ich PR-Berater und Social Media Manager auf ihre PZOK-Prüfungen mit vor. In Rahmen dieser Lehrtätigkeit haben wir bei einem Dozenten-Workshop kürzlich die Neuausrichtung des Curriculums sowie einige Begrifflichkeiten diskutiert.
Von Online Relations …
In der Folge haben wir auch lange nach dem richtigen Titel für den Online-Part des Studiengangs gesucht. Bislang hieß dieser, also mein, Part „Online Relations“, exakt wie eines meiner Bücher. Warum? „Online Relations“ beschreibt aus meiner Sicht Strategien und Methoden zum Aufbau von Beziehungen mit Stakeholdern der internen wie externen Kommunikation über das Internet. Zwar ist meiner Einschätzung nach der Begriff inhaltlich sehr treffend; nur hat er sich in den letzten Jahren in der PR-Welt nicht so stark etabliert, als dass jeder mit diesem Begriff sofort bestimmte Inhalte verbinden würde. Gäbe es also bessere, die Inhalte stärker treffende Alternativen?
über PR im Internet und Online-PR …
Die erste diskutierte Variante hieß: „PR im Internet“. Nicht nur für mich klingt dieser Begriff irgendwie so, als würde er aus einer anderen, lange vergangenen Zeit herkommen, aus einer Epoche, die sogar noch weit vor der Zeit lag, als der Web 2.0-Begriff sexy wurde und neugierige Jubelarien hervorrief. Also damals. Hinzu kommt: Ist die Kombination „PR im Internet“ nicht einschränkend, gerade wenn man beispielsweise an Disziplinen wie das klassische E-Mail-Marketing samt E-Mail-Newsletter denkt?
Wäre dann vielleicht Online-PR die bessere Alternative? Sicherlich ist dieser Begriff recht gut eingeführt; nur legt nicht auch dieser Begriff der Kommunikation zu viele Fesseln an? Ist beispielsweise eine Facebook-Kommunikation oder ein Twitter-Engagement oder eine YouTube-Kampagne nun PR? Oder Vertrieb? Oder Werbung? Oder Human Resources? Oder Marketing? Oder …? Schwierig dies in einer Klarheit final zu definieren, gerade wenn man an die Grabenkämpfe der PR-Puristen und der Praktiker denkt, welche die Verbindungen und die Nähe zwischen PR und Marketing durchaus sehen.
zu Online-Kommunikation.
Wie wäre es dann mit dem Begriff „Online-Kommunikation“? Dieser Titel wird mir persönlich immer sympathischer, gerade im Sinn eines erweiterten Begriffs-Verständnisses. Schon vor ziemlich genau zwei Jahren schrieb der geschätzte Thomas Pleil, dass wir „mittelfristig statt von Online-PR und Online-Marketing von Onlinekommunikation sprechen sollten“. In eine mathematische Gleichung gepackt, bedeutet dies: Online-PR + Online-Marketing = Online-Kommunikation. Eigentlich sehr passend, weshalb wir letztendlich uns auch für diesen Titel für den Online-Part der PR-Weiterbildung entschieden haben.
Und doch bleiben Zweifel …
Jedoch höre ich tief in meinem Inneren weiterhin Zweifel rumoren, die nicht aus Verlust-Ängsten oder Nostalgie-Gründen bezüglich Online Relations herrühren, sondern eine ganz andere Seite betreffen: Ich frage mich immer häufiger, ob wir diese Unterscheidung zwischen online und offline beim Beziehungsaufbau, also bei den internen und externen Relations, überhaupt noch vollziehen dürfen. Passt dies in eine Zeit, in der beispielsweise unsere derzeit noch jungen, aber künftigen Kommunikationsexperten eine Zeit ohne Internet, ohne online gar nicht kennen bzw. sich dies überhaupt nicht vorstellen können? Meiner Meinung nach nicht.
Vielmehr habe ich immer stärker den Eindruck, dass wir ähnlich wie im Journalismus auch in der PR die Diskussion teils beginnen, teils fortsetzen und teils vertiefen müssen – und die heißt: Wir unterscheiden – auch in der Ausbildung – nicht mehr zwischen Online- und Offline-PR – denn das wäre das nämlich das eigentliche, fast absurd anmutende Gegenstück, sondern zwischen schlechter und guter oder erfolgloser und erfolgreicher PR. Wir sprechen also von einer integrierenden und integrierten Disziplin, welche die Online-Seite als einen immer natürlicheren und normaleren integrativen Wesens-Bestandteil erkennt – unabhängig davon, ob es künftig Medienarbeit, Investor Relations, Krisenkommunikation, Interne Kommunikation, Event-PR, Public Affairs oder weitere PR-Arbeitsfelder betrifft.
Ich weiß, dass der Weg bis dazu noch einige Jahre dauern wird. Aber es würde mich schwer überraschen, wenn wir noch in drei bis fünf Jahren zwischen Online-Journalismus von Journalismus, zwischen Online-PR und Offline-PR bzw. PR unterscheiden würden. Eigentlich stellt sich für mich nur noch die Frage, wie lange es wirklich dauern wird. Das heißt, wann wir als Branche diese Online-Offline-Grenzen einzureißen beginnen. Auf jeden Fall bald. So hoffe ich.
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Warum sollte ich LinkedIn nutzen? Und vor allem wie genau? Diese Fragen sind mir aus meinen Trainings und Coachings regelmäßig bekannt – gerade auch im Vergleich zum in Deutschland noch dominierenden Konkurrenten Xing.
Praktisch, dass der liebe LinkedInsider Stephan Koß mit „LinkedIn für Dummies“ ein kleines Büchlein für die Jackentasche vorgelegt hat, das er mir netterweise zur Verfügung gestellt hat. Damit stehen künftig neben dem Büchlein von Michael Rajiv Shah (=> Hier zur Rezension) gleich zwei Guides in meinem Bücherregal – und zwei wirklich nützliche – zu einem Business-Netzwerk, das meiner Beobachtung nach hierzulande noch viel zu viele Nutzer und Unternehmen links liegen lassen.
„LinkedIn für Dummies“? Moment, da war doch was. Ja, genau, dieses Buch ist aus dieser bekannten Buchserie, die jeden wahrscheinlich in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten bei seinem Weg durch Technik und Internet irgendwo begleitet hat. Hilfreich ist auf jeden Fall die Entscheidung, das großformatige Buchformat in ein DinA6-Westentaschenformat zu schrumpfen, das der Verlag berechtigterweise als „Pocketbuch“ vermarktet.
Ein Buch für LinkedIn-Neueinsteiger und Nutzer
Stephan Koß liefert einen schnellen und klar strukturierten Überblick über die Funktionsweise, den Aufbau eines Profils und die Arten der sinnvollen Nutzung des hoch komplexen LinkedIn-Systems. Auch die kostenpflichtigen Angebote wie InMails, Stellenanzeigen, LinkedIn Ads, Sponsoring Updates und die teuren Karriereseiten finden Eingang. Selbst wenn sein Fokus auf dem Einzelnutzer – also dem neugierigen Vernetzer, dem Ausprobierer, dem Jobsuchenden – liegt, erhalten gerade KMUs hilfreiche Tipps, wie sie ein Unternehmensprofil aufbauen können und dieses mit Fokus-Seiten und kleineren Werbeformaten wie LinkedIn Ads und Sponsored Updates pushen könnten.
Hilfreich für viele ist mit Sicherheit sein Kapitel über Nutzertypen: So teilt er LinkedIn-User in fünf Standardtypen ein und entwickelt für alle einen Fahrplan, wie diese das Business-Netzwerk für ihre Zwecke effektiv nutzen sollten bzw. welchen Nutzen diese aus LinkedIn ziehen könnten. Hinzu kommt, dass Stephan immer wieder gute Tipps einschleust, die ihn als LinkedIn-Experten bestätigen: Neu war für mich beispielsweise die praktische Funktion, dass man sein LinkedIn-Profil mehrsprachig anlegen kann. Zudem habe ich mich nach der Lektüre nochmals intensiv mit meinen (Sicherheits-)Einstellungen inklusive externer Anwendungen beschäftigen dürfen.
Kompaktes Büchlein mit vielen Tipps
Winziges Manko: Ich hätte mir erwünscht, dass er etwas auf die grundlegenden Unterschiede zwischen LinkedIn und Xing eingegangen wäre – also die Nutzertypen, die unterschiedlichen Ansätze, die Chancen für Privatpersonen wie für Unternehmen –, da diese Frage doch regelmäßig aufkommt. Hier muss ich wohl selbst irgendwann mal ran oder sein Blog weiterhin aufmerksam lesen ;-). Aber dies ist mein einziger kleiner Kritikpunkt.
Dass sich LinkedIn schnell verändert, dagegen kann Stephan Koß natürlich nichts. So kommt es vor, dass einige der benannten Navigationspunkte einen anderen Namen tragen, an einen anderen Ort im komplexen LinkedIn-System gewandert sind, oder dass einst durchaus hilfreiche Tools wie die InMaps inzwischen nicht mehr existieren. Ansonsten: Wer eine kompakte Einführung in LinkedIn sucht oder sein bisheriges Profil aufpimpen will – voilà!
Fakten: Stephan Koß: LinkedIn für Dummies, das Pocketbuch, 1. Auflage, Wiley-VCH Verlag, 2014