„Das nette Social Network“ nennt es Andreas Werner. Denn Pinterest sei einfach zu bedienen und vor allem: „Die Stänkereien, Wutausbrüche – also das negative Karma – gibt es nicht auf Pinterest.“ Dazu hat der Datenonkel Mitte vergangenen Jahres einen nützlichen Guide vorgelegt, den ich mir erst jetzt vornehmen konnte.
„Pinterest ist ein Werkzeug zum Sammeln und Sortieren von Sachen, die Sie lieben“, heißt es bei Pinterest. Und dies ist als klares Unterscheidungsmerkmal zu Facebook & Co. zu verstehen. Genau auf diese Suche beginnt sich Werner in seinem leicht lesbaren Leitfaden. „Pinterest. Ein Guide für visuelles Social-Media-Marketing“ ist ein 200 Seiten starkes Büchlein im kompakten Hosen- und Jackenformat.
Nützliche Tipps und Hilfestellungen
Im ersten Kapitel erklärt Werner Schritt für Schritt die Funktionsweise. Nützliche Tipps hat er zur Einrichtung, beispielsweise: Wie verifiziere ich meinen Pinterest-Account ohne eigenen Webserver, wenn ich stattdessen ein bei WordPress oder Tumblr gehostetes Blog betreibe? Wie wandele ich einen Privat-Account in einen Business-Account um? Verbunden mit dem wichtigen Hinweis: Einmal umgewandelt, gibt es kein zurück. Oder wie wäre es mit dem Tipp, dass man nur drei geheime Boards anlegen darf und öffentliche Boards nachträglich nicht in geheime umwandeln kann? Das Buch beinhaltet viele dieser kleinen, aber nicht unwesentlichen Hinweisen. Weitere Lösungen bietet ansonsten übrigens das Pinterest-Helpcenter.
Werner ist sich bewusst, dass sich Pinterest stark am verändern ist. An vielen Stellen betont er dies mit Ausdrücken wie „möglicherweise“ oder „wenn Sie diese Zeilen lesen“. Und er bekommt recht: Seit der Publikation hat sich viel getan. Natürlich funktioniert heute Pinterest ebenfalls mit dem Safari-Browser – und nicht nur mit Chrome und Firefox. Und allein die App hat ein völlig neues Aussehen samt erweiterter Funktionen erhalten. So ist dieses Kapitel nur begrenzt zu gebrauchen. Dies fällt nicht negativ auf, ist die App doch so gut gestaltet, dass sie für jeden selbsterklärend sein sollte.
Stärke in der Analyse trotz begrenzter Tools
Viel nützlicher ist das Buch, wenn es um die professionelle Nutzung geht: Wie muss ich meine eigene Seite auf das Pinnen vorbereiten? Was ist die richtige Größe und adäquate Qualität für Bilder und Grafiken? Wie integriere ich Rich Text und Widgets? Was mache ich, um das Pinnen von meiner Seite zu unterbinden? In diesem Kontext hat er vollkommen recht, wenn er schreibt: „Die absolut sicherste Methode besteht darin, Material, das nicht verbreitet werden soll, gar nicht erst zu publizieren.“
Noch ein Thema: Wer Social Media Accounts betreibt, sollte die Kanäle auch regelmäßig analysieren und bewerten. Eine gute Zusammenfassung der vorhandenen Analyse-Tools liefert dazu sein Kapitel Pinterest-Analytics. Dies hätte ich aber von einem Autor mit ausgewiesenem Fokus auf Analyse und Monitoring nicht anders erwartet. Schade ist nur, dass einige der vorgestellten Analyse-Tools mittlerweile nicht mehr funktionieren – wie das ehemals praktische und von mir gern genutzte Pinpuff, Reachli oder PinGraphy. Hier hoffe ich auch aus eigenem Interesse – mich findet man übrigens hier bei Pinterest – darauf, dass künftig neue und spannende Tools entstehen, um Pinterest noch stärker in die Köpfe der Menschen und der Unternehmen zu bringen.
Von richtigen und falschen Prognosen
Es ist schön zu lesen, wie begeistert Werner über seine Lieblings-Social Media Plattform schreibt, der bisher in Deutschland noch nicht der wirkliche Durchbruch gelungen ist. Denn da liegt er kräftig falsch: Seine damalige Prognose, Tumblr würde nicht wirklich abheben, Pinterest dagegen in Deutschland eine ähnlich starke Entwicklung wie in den USA vornehmen, ist nicht eingetroffen. Ganz im Gegenteil. Als Pinterest-Fan sage ich, leider. Hoffen wir gemeinsam, dass dieser Schritt noch passieren wird. Denn diese Plattform wäre es wert. Dazu müssten dann aber auch – und da gebe ich Werner wieder recht – die Budgets für Bild- und Videomaterial in den Organisationen kräftig steigen. Und dies neben Pinterest auch wegen Instagram und YouTube als visuelle Kommunikationsplattformen.
Eine letzte formelle Frage bleibt offen: Warum werden zu den im Buch erwähnten Tools oder Beispielen an kaum einer Stelle die Domains angegeben? Wollte das Buch zur großen Suche anregen? Eher scheinen diese Links übersehen bzw. vergessen worden zu sein. Hoffen wir also, dass dies in der kommenden Auflage nachgeholt wird. Schließlich wollen wir doch keine „Such die URL“ veranstalten.
Fakten: Andreas Werner: Pinterest. Ein Guide für visuelles Social-Media-Marketing, mitp, 2013
Danke für die Besprechung dieses Buches. Pinterest ist eigentlich wirklich ein geniales Tool, aber unser Urheberrecht schränkt uns in der Nutzung schon stark ein und ich vermute, dass das einer der wesentlichen Gründe ist, warum Pinterest bei uns nicht so erfolgteich ist wie in den USA.
Ich weiß, dass man dieses Argument bringt – und auch ich benutze es gerne in Schulungen. Aber langsam bin ich am zweifeln: Tragen wir nicht vielleicht dieses Argument als Schutzbehauptung vor uns, um Unternehmen nicht mit noch einem Kanal zu „belasten“? Denn ganz ehrlich: Viele Unternehmen – gerade auch in der Produktkommunikation, aber auch beispielsweise Kinos – verfügen doch über eigenes Bildmaterial. Das heißt, bei ihnen würde gar nicht dieses Problems des unerlaubten Repins auftreten. Gleichzeitig könnten sie Pinterest ganz prima in ihre Auftritte integrieren, gerade um die Verbreitung (SEO etc.) anzukurbeln und auch das spielerische Element des Visual Social Media Marketings einzusetzen. Natürlich gibt es viele Firmen, bei denen viele rechtliche Gründe gegen eine Pinterest-Nutzung sprechen. Aber bitte doch nicht alle bzw. so viele! Ich weiß nicht, wie die Zahlen genau bei euch aussehen. Aber die geringe Nutzung von Pinterest ist für mich eher ein Zeichen für die extreme Zurückhaltung der Deutschen was alle Social Media Kanäle betrifft, ausgenommen Facebook. Wenn sich das nicht ändert, dann gibt es einiges Tages ein böses Erwachen.
Naja, ich bin da sehr skeptisch. Kinos zum Beispiel haben durchaus jede Menge Bildmaterial, aber nicht unbedingt die Rechte für das Social Web. Ich erlebe das immer wieder bei Museen, dass sie zwar die Objekte in ihren Räumen stehen haben, aber die Objekte dürfen nicht fotografiert werden, weil sie entweder nicht die Nutzungsrechte dafür haben oder die Rechtefrage nicht geklärt ist. Für eigene Zwecke mag das unter Umständen durchgehen, aber für das Social web ist das dann nicht vertretbar. Und damit fällt Pinterest weg.
Aber klar, bei manchen wird das vermutlich als Argument vorgeschoben, ich würde Dir da nicht widersprechen.
Skeptisch bin und bleibe ich auch. Und für Museen gebe ich dir vollkommen recht. Meine Freundin arbeitet im Marketing eines Museums und erlebt täglich genau diese Schwierigkeiten mit den Bildrechten, die in D auch mit der VG BildKunst zusammenhängen. Was da alles genehmigt werden muss …. Bei Kinos sehe ich deutlich größere Chancen – auch durch die jüngere Zielgruppe, und vor allem dann, wenn sich die Kinoketten bzw. Kinovermarkter die Rechte der Filmplakate auch für das Social Web holen. Und da es sich meist um internationale bzw. US-amerikanische Filme handelt, müsste dies möglich sein. Dann könnten Kinos z.B. so wie diese US-Kette arbeiten http://pinterest.com/amctheatres/. Aber das wird noch Zeit brauchen. Ich hoffe einfach mal ;-).
Ja, die Hoffnung habe ich auch noch nicht aufgegeben, aber unser Urheberrecht setzt einfach engere Grenzen als das Fair Use-Prinzip im angelsächsischen Raum. Es hat einen Grund, warum ich als User vor allem Bilder aus diesem Raum nutze, da die Gefahr gering ist, von einem Kulturbetrieb aus den USA verklagt zu werden. Bei uns bin ich mir da nicht so sicher.
Sehe ich ganz ähnlich. Auch ich „pinne“ und verbreite lieber visuellen Content, der nicht von hier stammt. Schade eigentlich, wenn man mal bedenkt, wie viele Chancen da auch von Kulturinstitutionen vergeben werden. Da sind Museen wie das Brooklyn Museum wirklich vorbildlich – und selten: https://www.brooklynmuseum.org/copyright.php