Nachdem der gute Mike Schnoor kürzlich mit seiner Blogparade positiv Furore gemacht hat – ich bin wirklich beeindruckt von der Vielfalt der durchweg spannenden Beiträge –, schiebe ich heute zum Thema Blogger Relations noch einen ganz anderen Beitrag nach. Und zwar habe ich vor ein paar Wochen (ja, ich wollte den Beitrag schon länger schreiben) diese Anfrage in meinem E-Mail-Postfach entdeckt. Anhand dieses Beispiels lässt sich wirklich prima aufzeigen, was hier alles schief gegangen ist und wie man es etwas geschickter – und damit erfolgreicher – hätte angehen sollen.
0: Die Betreffzeile ist vollkommen okay. Gerne beim nächsten Mal noch etwas konkreter formuliert.
1: An der Anrede lässt sich schon erkennen, dass diese Mail an viele Empfänger versendet oder zumindest aus einer Datenbank generiert wurde. Das Problem: „Sehr geehrter Herr Dominik Ruisinger“ sagt niemand – übrigens ebenfalls das Problem vieler Newsletter-Versender. Wenn dann „Sehr geehrter Herr Ruisinger“ oder „Hallo Dominik“ oder „Guten Morgen Herr Ruisinger“ und und und. Ob man den Blogger lieber siezen oder duzen will, bleibt dem Unternehmen und der Branche überlassen. Ich bin bei dem Thema entspannt.
2: Sauber gelöst: Die Versenderin stellt sich kurz vor samt ihrem Auftraggeber.
3: Dieser allgemeine Satz sagt mir nur eines: Sie kennt mich nicht. Denn in meinem privaten Blog gab es noch nie einen Gastbeitrag – vor allem nicht von einem externen Unternehmen. Und wo hat sie von mir gelesen? „über Printmedien“? Es ist immer wichtig, früh einen Bezug zum Autor aufzuzeigen, aber bitte nicht so. Gut wäre zum Beispiel: „Ich habe kürzlich von Ihnen im Blog gelesen, dass Sie sich mit dem Thema Foursquare und Lokalisierung auseinander setzen.“ Oder: „Ich kenne Ihre beiden Bücher und habe darin gelesen, dass Sie sich stark mit dem Thema Internationalisierung auseinander setzen.“ Dann hätte sie gleich Pluspunkte bei mir gemacht, denn „Hey, die kennt mich.“
4: Jetzt weiß ich endgültig: Sie kennt mich nicht. Denn über dieses Thema habe ich noch nie geschrieben. Und werde es auch ziemlich sicher niemals. Auch wenn ich – ganz ehrlich – ihr Thema noch nicht ganz verstanden habe.
5: Mhhhh. Alles englische Medien. Aber was hat das denn mit meinem hiesigen Medienmarkt zu tun? Schließlich befinden sich dort meine Leser. Kleiner Tipp: Wer ein internationales Thema schon anbietet und vorschlägt, der sollte ich es thematisch auf das jeweilige Land bzw. die Region herunter brechen. Das macht gute PR wie auch guten Lokaljournalismus übrigens aus.
6: Ich verstehe die ganze wirre Aufzählung nicht. Um welches Thema soll es gehen? Ich weiß nur, dass jemand viele Tags in meinen Beitrag integriert haben will. Außerdem: Wer bis hierher gelesen hat, dem werden die unzähligen Schreibfehler aufgefallen sein. Okay, vielleicht spricht die Absenderin nicht deutsch als Muttersprache. Nur: Welches Gefühl vermittelt mir hier ein Übersetzungsunternehmen, das in einem Blog über Medien ein Thema setzen will? Sind in deren Übersetzungen auch so viele Fehler? Regel: Wenn Angebote an Blogger, dann bitte perfekt formuliert.
7: Was habe ich denn davon, frage ich mich am Ende der Anfrage immer noch? Ich meine damit natürlich nichts finanzielles. Aber warum sollten sich meine Leser dafür interessieren? Um was geht es eigentlich genau? Was kann mir dieses Unternehmen an Mehrwert bieten, das nur sie vermitteln können? Genau um diesen Informations-Mehrwert geht es schließlich bei allen Blogger Relations.
Wie von vielen bereits geschrieben: Blogger Relations können sehr erfolgreich verlaufen, wenn sich Unternehmen im Vorfeld mit den Bloggern und ihren Beiträgen wirklich auseinander setzen. Wenn sie es aber so wie diese Dame hier anstellen, landen sie höchstens in einem Blog mit dem eindeutigen Titel: „Blogger Relations: Wie man es nicht machen sollte.“
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