Statt eines Rückblicks auf das gerade langsam zu Ende gehende Jahr, habe ich besser sechs Videos ausgewählt, die mich in den letzten Wochen einfach gut unterhalten und mir das eine oder andere Lächeln auf die Lippen gezaubert haben. Ach ja: Teils haben sie sogar etwas mit Weihnachten zu tun. Viel Spaß dabei.
Ansonsten wünsche ich allen eine schöne Weihnachtszeit – und sage: Bis demnächst zurück in dieser Welt.
Dominik
Story 1: Meine Lieblingsgeschichte: Was ein kleines Mädchen nachts auf Reisen alles erleben kann …
Story 2: Die Auflösung ist etwas dünn: Aber was der Kobi mit dem Messi an Board von Turkish Airlines so alles treibt …
Story 3: Auch wenn der Spot etwas lang ist: Kaum jemand kam an der australischen Metro und diesem Ohrwurm vorbei …
Story 4: Besser als jede versteckte Kamera: The Fake Red Light District Tour in Amsterdam …
Story 5: Africa for Norway: So sieht Hilfsbereitschaft mal anders herum aus …
Story 6: Last-Minute-Weihnachtsgeschenk? Warum die Herren der Schöpfung diesen französischen Slip tragen sollten 😉
Eine Abrechnung mit der PR
Die Financial Times Deutschland hat zum Abschluss ihrer Printzeit eine scharfe Abrechnung mit der PR-Branche publiziert: „Mitarbeiter von „Kommunikationsabteilungen“ grätschen aggressiv in den Dialog zwischen Firmenakteuren und Presse hinein. Sie stellen Kommunikation nicht her, sondern zerstören sie.“ Nachdenkliche Worte, die ein Umdenken fordern.
Die Geschichte des Internet
Das von mir geschätzte designtagebuch hat sich statt eines Jahresrückblicks auf eine Reise in die Vergangenheit des Internets begeben: Zu Marken wie AltaVista und Netscape, zu den Anfängen von Amazon, aber auch zu heute skurril anmutenden Startseiten von Postbank, IBM, BMW oder Bündnis90/Die Grünen. Eine wunderbare Rückschau.
Qualität als Zukunft für den Journalismus
Angesichts der Krise im Print-Journalismus stellt sich Martin Weigert die Frage, ob das Problem nicht schlicht daran besteht, dass die Qualität der Inhalte als nicht hoch genug wahrgenommen wird, um Nutzer zum Bezahlen zu bewegen. Ein Gedanke, der nicht nur im Bereich des News-Journalismus sicherlich richtig ist. Nur wie lässt sich Qualität messen?
Meine Erwartungen an Online-PR
Im Rahmen der Blogparade von Ed Wohlfahrt zur „Zukunft Online-PR“ habe ich mir selbst Gedanken über meine Erwartungen an künftige Online-PR gemacht, also an meine eigene Disziplin. Herausgekommen sind neben Vorfreuen auch immer mehr Zweifel und Verwirrungen. Liege ich falsch?
E-Mail-Newsletter und Recht
Wo bestehen die rechtlichen Gefahren beim Versand von Newslettern? Viele gehen leider weiterhin sehr sorglos vor. Zumindest bis die erste Abmahnung reinflattert. Rechtsanwalt Thomas Schwenke hat einen an Beispielen reichen Beitrag geschrieben, der eine gute Basis bildet, damit jeder seine eigenen Newsletter auf mögliche Risiken überprüfen kann.
Einführung in die Social Media Strategie
Eine schöne Einführung, was eine Social Media Strategie ausmacht, bieten die Klickkomplizen: Von „was ist social media“ bis zum Krisenmanagement wird alles hübsch in 10 Häppchen aufgeteilt. Wirklich ein gut genießbares Menü.
Voraussetzungen für Social Selling
„Social Selling ist harte Arbeit“, schreibt Klaus Eck. Und er hat recht. Denn „Verkäufer“ müssen dafür aktiv im Social Web sein, sich ein Netzwerk aufbauen und kontinuierlich pflegen. Dazu spielen Empfehlungen aus dem eigenen Netzwerk sowie automatische Algorithmen die zentrale Rollen, die uns Produkte empfehlen und unser Vertrauen haben.
Vertrauenskampagne von McDonald
Über wollmilchsau bin ich auf die Glaubwürdigkeits-Kampagne von McDonald Canada. Der Ansatz ist spannend: Nutzer fragen, McDonald antwortet aufwändig in Videos oder kurzen Texten. Auch auch wenn natürlich vieles sich davon faken lässt, es ist auf jeden Fall ein guter Ansatz für mehr Transparenz und die Bildung von Vertrauen.
Werbekampagne der Tageswoche in Basel
Content Curation in den Medien
In Basel bin ich auf dieses hübsche Bild gestoßen, wo eine Zeitung – Wochenzeitung + Tages-Online-Newsplattform – auf die mögliche Bestimmung von Medien hinweist: News-Filter im WirrWarrWeb – auch Content Curation genannt. Sieht so die Zukunft der Medien aus?
Was passiert innerhalb von 60 Sekunden im Internet?
Ein schönes Bild hat da statista erstellt, auch wenn natürlich die Haltbarkeit solcher Bilder mehr als begrenzt sind. Auf jeden Fall ein hübsches Jahresabschluss.
Gutes Thema, dachte ich, als Ed Wohlfahrt vor ein paar Wochen die Blogparade zur „Zukunft Online-PR“ initiierte. Ein wichtiges Thema – und doch so wenig fassbar. Überbordendes, grenzenloses Thema – und dann von so vielen anderen Disziplinen beansprucht. Wo steht also nun diese Online-PR?
In seinem Beitrag kennzeichnet Ed Online-PR als Begriff, der unsere Hilfe braucht, auch da der Begriff und die Inhalte oft vage bleiben, „weder Fisch noch Fleisch“. Das ist sehr wahr. Er beschreibt sie als „Dialogbeziehungen (Relations) zwischen einer Organisation und ihren Teilöffentlichkeiten und zwar online“. Dann ließe sich der Begriff doch auch – so wie ich – mit Online Relations oder – so wie der geschätzte Thomas Pleil argumentiert – mit Online Kommunikation nutzen? Willkommen im Begriffswirrwarr!
Gehen wir einen Schritt zurück: Ed macht zu recht klar, dass wir zum besseren Verständnis die begriffliche Vereinfachung benötigen. „Der Begriff Online-PR ist so sperrig bzw. bietet so viele Sichtweisen und Interpretationsspielraum, dass er gegen gut eingeführte und zumindest auf den ersten Blick verstandene Begriffe wie „Online-Marketing“ (bring Klicks und Traffic) oder „Facebook-Marketing“ (bringt Fans und Interaktion) niemals anzukommen vermag.“ Aber, lieber Ed: Ist dies jetzt ein Problem von Online-PR? Oder tangieren deine Bedenken nicht viel eher das deutlich ältere PR vs. Marketing-Verhältnis, dem mit dem Internet jetzt eine Online-Hülle überstülpt wurde?
Nein, ich will mich nicht tiefer in dieses Begriffswirrwarr stürzen. Noch nicht. Da haben andere einen höheren Leidensdruck. Ich will vielmehr ein paar Herausforderungen aufzeichnen, die ich beobachte, die ich erwarte, die ich mir wünsche, um Online-PR wirklich mit weiterem Leben und Inhalt zu füllen. Gleichzeitig bekomme ich gerade immer mehr Zweifel am Begriff. Und das geht deutlich tiefer, ist aber erst das Ende dieser Geschichte.
1. Her mit ganzheitlicher Online-PR: Ich erlebe Seminare und Coachings, in denen die Teilnehmer bei der Frage nach ihrem Online-PR-Wissensstand mir nur von Facebook und von Twitter erzählen. Stopp – und zum mitschreiben: Professionelle Online-PR sind weit mehr als Social Media Relations. Die klassische Homepage, Internet-Fachmedien, Online-Pressearbeit, E-Mail-Kommunikation, Newsletter, Suchmaschinenoptimierung etc. bilden weiterhin den Bausatz eines Online-PR-Arbeiters. Sie sind quasi die wirkliche Pflicht vor der Social Media Kür. Und schon hier besteht auf nahezu allen Gebieten kräftiger Nachholbedarf.
2. Her mit dem Content und seinen Produzenten: Online-PR wird stark vom aufkommenden Content Marketing profitieren. Dabei werden immer weniger klassische Medien als vielmehr Unternehmen selbst die Content-Plattform für Online-PR-Maßnahmen darstellen. Dies haben gerade Red Bull oder die Coca Cola Journey meisterlich gezeigt. Es ist davon auszugehen, dass diese Chance keine Eigenschaft der Love Marks und Mega Brands bleiben wird, sondern viele kleine und mittelständische Unternehmen gerade in Spezialdisziplinen für sich erkennen. Eine tiefere Verflechtung von Website und Social Media Content – übrigens powered by Storytelling und published by Search Engine Optimization – wird die Folge dieser anspruchsvollen Aufgabe sein – möglicherweise der Online-PR.
3. Her mit den Blogs: Corporate Blogs werden die künftige Online-PR-Arbeit deutlich stärker bestimmen als bisher. Da stimme ich Daniel Rehn in seiner Prognose vom „Comeback der Corporate Blogs“ zu. Nur: Warum Comeback? Gab es diese Blogs bereits am deutschen Kommunikationshimmel? Sagen wir vorsichtig, sehr begrenzt. Daher spreche ich eher von Erstgeburt denn von Wiederkehr. Unabhängig davon: Bieten diese nicht gerade einer modernen Organisation das Dialogrohr für eine offene, authentische, glaubwürdige, transparente Kommunikation, also voller Buzzwords, die Online-PR von morgen erfüllen müssten. Immer mehr Unternehmen werden daher künftig das Gefühl erhalten, mit eigenem Blog dabei sein zu müssen – und damit ihren Social Media Managern die wachsende Zusatzaufgabe des Blog Officers antragen.
4. Her mit dem Online-Marketing: Gerade im Online-Bereich fällt die klare Trennung zwischen PR und Marketing immer schwerer. Ist ein E-Mail-Newsletter jetzt ein Werbe-, Direktmarketing- oder PR-Instrumente? Das hängt davon ab, werden jetzt viele sagen. Ist denn eine Facebook-Seite oder ein Twitter-Account ein eindeutiger PR-Kanal? Kann sein, werden die nächsten antworten. Ist denn der Mehrwert einer Website eindeutig auf PR-Ziele ausgerichtet? Irgendwie nein. Auf Werbeziele? Auch nein. Auf Imageziele? Ja, das kann sein. Und zahlt darauf nur die PR ein? Wieder ein unsicheres „kommtdaraufan“. Eine Disziplin kann übrigens auch an einem zu starken Schubladendenken (er-)kranken? Viel wichtiger: Disziplinen wachsen zusammen – gerade im Online-Bereich. Bei Online-PR und SEO ist dies bereits sichtbar – als erster Anfang. Jeder Online-PR-Mensch muss daher so viel Marketingwissen aufsaugen wie nur möglich. Sonst überholen Werber und sogenannte Social Media Berater/Manager/Hansel die PR-Branche links wie rechts. Doch darüber werde ich nochmals in Ruhe schreiben müssen.
5. Her mit den PR-Zuhörern: Viele PR-Manager haben noch immer nicht verstanden, dass sie die alleinige Macht über die Information verloren und damit den Alleineinfluss auf bestehende, potenzielle und künftige Stakeholder. Sie sind maximal Mitgestalter des gesellschaftlichen Diskurses. Für diese Rolle müssen unsere PR-Manager noch etwas lernen, was sie seit Jahren kaum kennen: Sie müssen zuhören lernen – und sich nicht mehr nur als Sender verstehen. Eine verdammt neue Rolle.
6. Her mit den Online-PR-Coachs: Online-PR-Leute erhalten in diesem verstärkten Dialog-Muster eine neue Rolle: Die eines Coachs. Gerade Zielgruppen im Social Web wollen es weniger mit klaren Statements denn mit realen Menschen und damit den Gesichtern des Unternehmens zu tun haben. Was passiert dann gerade mit externen Online-PR-Beratern? Sie treten noch stärker als bisher vom Spielfeld in den Betreuerstab zurück. Mit Blick auf die vollständige Organisation dirigieren sie am Pult die einzelnen Musiker eines vielstimmigen Orchesters zu einem sonoren Gleichklang. Bedeutet dies nicht auch, dass der Online-PR-Mensch so zum wirklichen „Manager der Kommunikation“ bzw. dem „Unternehmensberater in Kommunikationsfragen“ wird?
7. Her mit den Strategien: Die Studie Next Corporate Communication 2012 hat mich zum Nachdenken gemacht: Rund ein Drittel der Unternehmen hatte darin angegeben, eine Social Media-Strategie bereits umgesetzt zu haben, während die Mehrzahl der Berater dieses unternehmerische Handeln eher mit Testen und Ausprobieren beschrieb. Übersetzt bedeutet dies: Zuerst ist ein wirkliches Verständnis für den Begriff „Strategie“ notwendig. Dies ist die Voraussetzung, dass sie angegangen werden kann – und dann auch muss. Denn ohne sie wird jedes Online-PR-Engagement wirkungslos verpuffen. Da stimme ich Christian Dingler mit seinem „Comeback zur Strategie“ vollkommen zu.
Doch nochmals zurück zum Beginn des Beitrages und der Diskussion um Online Relations oder Online-PR oder Online Kommunikation: Drehen wir etwas an diesem Begriffsrad: Wenn jeder irgendwann in – noch recht weiter – Zukunft online als festen Kommunikationsweg in alle seine Maßnahmen integriert hat, bedeutet dies dann nicht auch, dass der Begriff „Online-PR“ in seiner Existenz bedroht ist? Gerade auch, da Online-PR keine unmittelbaren Inhalte (Litigation PR, Krisen-PR) bzw. Stakeholder (wie Pressearbeit, Interne Kommunikation, Non-Profit-PR oder Investor Relations) sondern vor allem „nur“ einen Kommunikationsweg beschreibt?
Ed schreibt, dass eine klarere Akzentuierung des Begriffs Online-PR dafür sorgen kann, dass diese sich von anderen Formen und Spielarten von PR klarer abhebt. Das fände ich auch wichtig. Nur: Kann diese Unterscheidung einzig und allein über den Übermittlungsweg „online“ geschehen? Denn mehr hat der Begriff im Vergleich zu PR doch nicht zu bieten? Ganz hart gefragt: Welche Überlebensberechtigung hat auf lange Sicht denn dann eigentlich Online-PR? Auch Thomas Pleil denkt schon in die ähnliche Richtung, wenn er Online-PR langfristig gerne mit Onlinekommunikation ersetzen aber nur noch von Kommunikation sprechen würde. Je mehr ich beim Blick in die schneeige Glaskugel darüber nachdenke, desto nachdenklicher und zweifelnder werde ich. Und dies an meiner eigenen Disziplin, die ich liebe, schätze, pflege und hege. Für mich und gerade für die anderen.
Es ist rund einen Monat her, als ich mich das letzte Mal hier zum Thema Studien geäußert, damals die Aussagekraft von einzelnen Studien analysiert und teils in Frage gestellt habe. Dieser Beitrag lässt sich als kleine Fortsetzung verstehen, wobei sich die Kritik dieses Mal weniger an den Herausgeber denn an die bedenkenlosen Wiedergeber der Studie richtet.
Um was geht es: Der von mir wirklich geschätzte Bundesverband der Digitalen Wirtschaft (BVDW) hat vor zwei Tagen eine neue Studie publiziert. In der Pressemitteilung mit dem Titel „Unternehmen setzen mehrheitlich auf Social-Media-Strategie“ heißt es dazu: „Bereits 78 Prozent der befragten Unternehmen vertrauen auf eine eigene Strategie für Social Media. Rund 69 Prozent der Unternehmen ohne übergeordnete Strategie wollen diese langfristig einführen.“ Dazu hatte der BVDW 140 deutsche Unternehmen im Zeitraum Mai/Juni online befragt.
So weit so gut. Und alle Medien – egal ob absatzwirtschaft, horizont oder PR Report, ja sogar das PR-Journal – haben seitdem diese Aussagen brav und ohne nachzudenken 1-zu-1 übernommen und medial über ihre Kanäle verteilt. Doch Moment: Hat sich irgendeiner Gedanken darüber gemacht, welche Aussagekraft diese Zahlen haben, wenn man die Aussagen etwas genauer betrachtet? Eigentlich keine Relevanz. Schließlich wissen wir nur, dass der BVDW irgendwelche 140 Unternehmen befragt hat, von denen gut drei Viertel eine Strategie für die Sozialen Medien zu haben scheint. Doch lässt sich diese Aussage denn verallgemeinern?
Versuch 1: Die Verallgemeinerung
Wenn wir den Satz verallgemeinern würden, dann könnte er heißen: „78 Prozent der deutschen Unternehmen haben eine Social Media Strategie.“ Das wäre eine klare und bedeutsame Aussage. Doch ist sie wahr? Nein, so weit sind wir definitiv noch nicht. Bei rund 75 Prozent Deutschen, die zumindest einmal pro Monat online waren, knapp 30 Prozent Bundesbürger, die Facebook nutzen, sollen drei Viertel der deutschen Unternehmen schon strategisch Social Media „betreiben“? Berücksichtigen wir gerade die kleinen und mittelständischen Unternehmen, die Fleischer, Bäcker und Imbissbuden, die Apotheken und Restaurants, bis hin zum milliardenschweren B2B-Dienstleister im Bereich Automobil- oder Chemikalienlieferung, dann müssen wir selbst bei der Aussage den Kopf schütteln, dass 78 Prozent der Deutschen Unternehmen im Bereich Social Media aktiv wären.
Außerdem: Wenn der Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (Bitkom), also ein Social Media naher Interessensverband, noch im Frühjahr schrieb, dass rund ein Drittel der Unternehmen in Deutschland auf Facebook aktiv ist, müsste sich die Zahl seitdem verzweieinhalbfacht haben. Und da sprechen wir von Facebook und noch nicht von einer „Strategie“. Das heißt: Dies wäre eine medial klare Aussage, die aber falsch wäre.
Versuch 2: Die Spezifizierung
Nehmen wir an, der BVDW hätte seine Information etwas verwirrend formuliert und hätte zu dieser Studie Unternehmen befragt, die bereits erste Schritte im Bereich Social Media unternommen hätten, dann hieße die Aussage: „Bereits 78 Prozent der in den sozialen Medien aktiven deutschen Unternehmen besitzen eine Social Media Strategie.“ Auch dies wäre eine beeindruckende, stolze Zahl – nur weniger medial plakativ. Das heißt: In diesem Fall hätten wir zumindest eine klare und ehrliche Aussage; auch wenn wir Versuch 3 noch nicht berücksichtigt hätten.
Versuch 3: Die Inhaltsanalyse
Wir glauben der Aussage. Dann sollten wir uns mit dem Begriff und dem sehr unterschiedlichen Verständnis für den Ausdruck „Social Media Strategie“ näher auseinandersetzen. Vor wenigen Wochen hatte mich die Studie „Next Corporate Communication 2012“ von der Universität St. Gallen und Virtual Identity nachdenklich gemacht: Rund ein Drittel der Unternehmen hatte angegeben, eine Social Media-Strategie bereits umgesetzt zu haben, während die Mehrzahl der Berater dieses unternehmerische Handeln wiederum eher mit Testen und Ausprobieren beschrieb. „Während es aus Sicht der Experten um eine Verbindung von Social Media, Kommunikations- und Businesszielen geht, setzen manche Unternehmensvertreter bereits das Aufsetzen eines Twitter-Accounts mit einer Social Media-Strategie gleich„, schrieb ich dazu im PR-Journal über die Studie.
Wie gesagt: Ein Drittel der Unternehmen inklusive der erwähnten Einschränkungen sprach damals von Strategie. Und jetzt sollen es plötzlich 78 Prozent der Unternehmen sein? Und können diese wirklich die relevante Kernfrage beantworten, die auch die „Next-Studie“ betont: „Wo entsteht relevante Interaktion mit unseren Nutzern?“ Das heißt: Spätestens an dieser Stelle müssten Zweifel bzgl. der kommunizierten Aussagen stattfinden.
Fazit: Erst denken, dann schreiben
Zumindest eine dieser drei Fragen hätte sich jeder Berichterstatter stellen können, ja müssen. Oder zumindest den Vergleich zum Vorjahr zum Thema zu erheben à la: „Social Media Strategien setzen sich bei Unternehmen immer stärker durch. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich ihre Zahl laut Studie des BVDW um XX Prozent erhöht.“ Das wäre korrekt gewesen. Aber nein, dazu hätte man ja denken müssen. Stattdessen übernahmen alle diese wirklich begrenzt aussagekräftigen Ergebnisse 1-zu-1. Prima für den BVDW und seine PR-Abteilung, traurig für die nicht denkende Kommunikations- und Medienbranche.
Vor wenigen Tagen hat das Marktforschungsinstitut Nielsen Media Resarch seinen alljährlichen Social Media Report 2012 publiziert. Trotz des Fokus auf den US-amerikanischen Markt beleuchtet er wichtige Aspekte wie den Zugang zu Sozialen Medien, das Nutzungsverhalten sowie die Einflussnahme auf Kaufentscheidungen, die auch für die hiesige Entwicklung von Relevanz sind.
Dabei macht die Analyse deutlich, wie stark Social Media in den Alltag einbezogen wird, was auch dazu führen wird – so meine eigene Prognose u.a. in diesem Beitrag –, dass wir in fünf Jahren nicht mehr von Social Media sprechen werden, da es dann Bestandteil jeglicher Kommunikation sein wird. Doch picken wir uns drei Aussagen aus dieser lesenswerten Studie heraus, die sich ansonsten im Nielsen-Blog detailliert einsehen lässt.
Quelle: Nielsen Social Media Report 2012
Längere Nutzung: Nicht wirklich überraschend ist die Tatsache, dass Internetnutzer immer mehr Zeit online verbringen. Besonders stark hat im vergangenen Jahr die mobile Nutzung von Social Media Plattformen zugenommen. Auch wenn der PC noch im Zentrum steht, holt die Nutzung via Mobiltelefon, Tablet und App extrem auf.
Im asiatisch-pazifischen Raum gehen bereits heute 59 Prozent der Nutzer über ihr Mobiltelefon und 28 Prozent über ihr Tablet auf Social Networking Seiten, während in Europa mit 33 Prozent bzw. 8 Prozent deutlicher Nachholbedarf herrscht. Übrigens: Auch das stille Örtchen ist für fast ein Drittel der 18-24-Jährigen der richtige Ort, um sich angeregt per Facebook & Co. zu unterhalten. Dies schreibt zumindest die Studie.
Quelle: Nielsen Social Media Report 2012
Mobiles Networking: Gerade beim Social Networking greifen User immer stärker insbesondere über Apps auf den Social Content zu. Dabei hat sich die mobile und speziell die App-Nutzung um rund 100 Prozent bei Facebook, Twitter, Google+ und Foursquare, bei Pinterest sogar um 1.700 Prozent im Vergleich zum Vorjahr erhöht.
Aus der Studie wird zudem ersichtlich, dass die mobile Nutzung gerade bei Frauen – warum? – sowie in der Altersgruppe der 18- bis 34-Jährigen – verständlich – besonders stark ausgeprägt ist.
Hilfe bei Entscheidung: Entscheidungen werden immer stärker über Social Content beeinflusst. So heißt es bei Nielsen: „Consumer decisions and behaviors are increasingly driven by the options, tastes and preferences of an exponentially larger, global pool of friends, peers and influencers.“ Übersetzt heißt dies: 70 Prozent hören auf die Erfahrungen anderer, 65 wollen mehr über Marken und Produkte erfahren, 53 Prozent wollen sich mit Marken verbinden, 50 Prozent wollen ihren Bedenken und Klagen Ausdruck verleihen und 47 Prozent wollen Angebote teilen.
Im Mittleren Osten, in Afrika und im Asien-Pazifik-Raum sind es bereits heute 30 Prozent, die Soziale Medien täglich dazu nutzen, mehr über Marken, Produkte und Services zu erfahren. Gerade für die Branchen Touristik, Elektrogeräte, Getränke/Essen, Mode sowie Restaurants sieht Nielsen ein großes Potenzial, dass Nutzer über Social Media Plattformen Einfluss auf Entscheidungen anderer Nutzer nehmen können und werden.